Radio Bavaria International (RBI)

Radio Bavaria International (RBI) war die erste Station überhaupt, die ein reguläres Hörfunkprogramm von Südtirol aus in Richtung Bayern abstrahlte. Zwar hatte es vor 1978 schon einmal für ganz kurze Zeit Testsendungen eines "Radio Music City" gegeben, dieses Projekt kam aber über das Versuchsstadium nie hinaus. Der Markt für innovatives Radio war zu dieser Zeit in Bayern natürlich vorhanden. Der Bayerische Rundfunk kümmerte sich damals als Platzhirsch nur wenig um die Bedürfnisse der Hörer. So gab es lediglich auf einstrahlenden Programmen (Süddeutscher Rundfunk Stuttgart/Ö3) oder auf dem AFN gut gemachte Musikprogramme zu hören.

Zu diesem Zeitpunkt hielt sich der Hamburger Journalist und Musiker Jo Lüders gerade in München auf. Der Radiofreak moderierte schon seit geraumer Zeit unter dem Pseudonym "Jo Frank" eine Sendung auf der Südtiroler Station "Radio Eisack": das Radiomagazin. Und siehe da: Lüders gelang es, "Radio Eisack" in der bayerischen Landeshauptstadt auf der Frequenz 102,8 Mhz zu empfangen. Eine Idee war in diesem Moment geboren. Lüders war sich sicher: Wenn schon eine Station wie "Radio Eisack", die gar nicht gezielt in Richtung Norden sendete, in München zu hören war, dann müsste mit einer gebündelten Abstrahlung von einem exponierten Standort aus Südbayern eigentlich in optimaler Qualität erreichbar sein. Neben dem Bayerischen Rundfunk - dem einzigen echten Konkurrenten - sollte eine private Station obendrein durch Werbeeinnahmen gut finanzierbar sein.

Jo Lüders bei Tests auf der Zirogalm (lks. ) und am Jaufenpass (re.). Der Gründer von Radio Bavaria International verstarb am 21. Juli 2000 im Alter von nur 61 Jahren. Das mittlere Foto zeigt Mitbegründer Jürgen von Wedel im Sendestudio 1

So suchte Jo Lüders zusammen mit Jürgen von Wedel im Laufe des Jahres 1978 einen Antennen-Standort für ein eigenes Projekt. Nach mehrmonatigen Tests entschied man sich für die die Zirog-Alm nahe Sterzing (ca. 1650 m). Erste Tests verliefen zufriedenstellend, so dass man sich entschloss, hier eine Antennenanlage zu errichten. Die erste Technik "bastelten" Jo Lüders und Jürgen von Wedel in Eigeninitiative. Von Wedel baute in zirka zwei Monaten acht Zirkularantennen zusammen, brachte das Material mit einem gemieteten Lkw nach Südtirol und baute die Einzelteile im Kuhstall des Bauern auf der Zirog-Alm zusammen. Als Antennenmast diente ein Träger eines benachbarten Skilifts, der gerade abgebaut wurde.

Anfang Mai 1979 bekam das Kind auch einen Namen: Jo Lüders und Jürgen von Wedel hatten sich ganz spontan auf Radio Bavaria International (RBI) geeinigt. Die entsprechende GmbH wurde am 16.05.1979 gegründet und ins Handelsregister Bozen eingetragen. Nur wenige Stunden später startete das Programm, RBI ging  auf der Frequenz 103,5 Mhz on air (später 103,2). Das Live-Studio befand sich in Brenner-Ort im ersten Stock des Hotels Olympia (später im "Haus Fernando", dann im Zentrum von Sterzing). Produktionsstudios gab es obendrein in der Münchner Ladenpassage "Citta 2000" sowie in Innsbruck.

Bei ihren Messungen waren Lüders und von Wedel, das wurde schnell klar, jedoch etwas zu blauäugig vorgegangen. Während im Raum Innsbruck ein stabiles Sendesignal ankam, erreichte man München nur über Spiegelungen. Die Folgen waren Schwankungen in den Heimempfängern und im Prinzip kein Autoradio-Empfang.

Etwas besser wurde es, als man zwei Zirkularantennen an einem etwa 250 Meter höheren Standort anbrachte. Doch als der BR mit seinem Klassik-Programm die RBI-Frequenz belegte, war das Schicksal der Station eigentlich schon so gut wie besiegelt. Nur noch in einigen wenigen Bereichen Oberbayerns, etwa am Ammersee, war RBI leidlich zu empfangen. Auch aus den erhofften Werbeeinnahmen wurde da natürlich nichts.

Ab dem Jahre 1980 war RBI nur noch sporadisch in guter Qualität zu hören. Daran änderte auch eine neue Sendeantenne nichts, die Anfang 1982 mit Hilfe des Innsbrucker Sendetechnikers Fritz Breitler errichtet wurde. Im Herbst 1982 wurde der Betrieb erst einmal komplett eingestellt. Dass "Radio Bavaria" schon bald ein furioses Comeback feiern würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand.

Links: Die erste RBI-Antenne nahe der Zirog-Alm, die vor allem München und Umgebung mit einem
flotten Hörfunkprogramm versorgen sollte. Der Empfang ließ jedoch sehr zu wünschen übrig. Später
montierte man zwei Elemente ab und errichtete damit eine Antenne an einem etwa 250 Meter
höheren Standort. Dies brachte bessere Empfangsresultate als zu Beginn mit acht Elementen

Mitte: In diesem Haus in Brenner-Ort war das zweite RBI-Studio untergebracht

Rechts: Die zweite RBI-Antenne an der Zirog-Alm, die für besseren Empfang sorgen sollte

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