Radio M 1 (ab 1990)


Da in Verbindung mit dem Namen "Radio M 1" häufig Verwechslungen auftreten, eingangs eine Übersicht über die Stationen, die unter dieser Kennung gesendet haben.

Name

Zeitraum

Haupt-Senderstandort

Studio

Geschäftsführung

Radio M 1 01.08.83-15.10.1983 Schwarzenstein (Südtirol) Italienstraße,
Bozen
Christoph Schmitz
Radio M 1 01.04.1984-31.10.1984 Kabelpilotprojekt München Fraunhoferstraße, München Christoph Schmitz
Radio M 1 01.11.1984-28.05.1985 Kabelpilotprojekt München Fraunhoferstraße, München Maria-Theresia von Seidlein
Radio M 1 29.05.1985-07.02.1989 Kabel & UKW 92,4, München Fraunhoferstraße, München Maria-Theresia von Seidlein
Radio M 1 05.08.1990-06.09.1993 Schwarzenstein (Südtirol) Neustadt,
Sterzing
Helga Führer
Radio M 1
07.09.1993-Mai 2003
Zirog (Südtirol)
Neustadt,
Sterzing
Helga Führer

Zur Sendeanlage auf dem Schwarzenstein kamen Helga und Claus Führer wie die Jungfrau zum Kind. Ebenso zum Namen "Radio M 1". Claus Führer hatte einige Zeit lang für "Radio Zirog" moderiert, mit Hilfe seiner Mutter Helga wollte er seinen eigenen Radiosender realisieren. Ziel war es eigentlich nur , von der Flatsch aus Nordtirol zu erreichen. Zu diesem Zweck traf man sich mit dem Betreiber von "Radio Eisack", der auf dem Berg bereits eine Sendeanlage betrieb. Im Verlaufe des Gesprächs fiel unter anderem auch der Name "Roland Huber". Der suchte zu diesem Zeitpunkt einen neuen Mieter für die Schwarzenstein-Anlage. Helga und Claus Führer fanden schnell Gefallen an der Vorstellung, auch nach Bayern zu senden. Mit Huber, der sich gerade mit "Südtirol eins" wegen der stagnierenden Verkaufsverhandlungen überworfen hatte, wurde man sich bald einig.

Und den legendären Namen "Radio M 1" gab es obendrein noch dazu. Nach mehrwöchigem Testprogramm ging es am 5. August 1990 offiziell los. Gesendet wurde auf 104,9 Mhz vom Schwarzenstein sowie auf 104,2 Mhz von der Flatsch, für das Programm "Radio M 1" verantwortlich zeichneten die Firmen "Tonstudio NT 1" (Claus Führer/Innsbruck) und "Nordtirol 1" (u.a. Helga Führer/Südtirol).Neben Claus Führer gehörten zu den Moderatoren der ersten Stunde unter anderem Hans Winkler, Markus Linder, Christian Angerer und Armand Presser. Die Münchner Angerer (Ex-Radio 1) und Presser (Ex-M 1 München) verließen die Station jedoch bald wieder. Hinzu kamen Mario Angerer, Peter Kainz, Uli Stock, Andi Piller, Andi Knoll, Klaus Rettig, Verena Führer, Eva Bubek, Michael Louis, Herbert Reitmair und Wolfgang Kreh. Musikalisch hatte man sich schnell formatiert: M 1 bot ein konsequentes Rock-Format, das sich vor allem in Südbayern, aber auch in Nordtirol und im Raum Salzburg innerhalb kürzester Zeit enormer Beliebtheit erfreute. Besonders populär waren die Heavy-Metal-Show "Hard-Line", die "Rock-Line" sowie die zweistündigen "Rock Track Charts", die in Kooperation mit "Saturn Hansa" in München gesendet wurden.

Techniker Helli (Foto lks.) war maßgeblich an der Umrüstung der Schwarzenstein-Anlage von Gas auf Biodiesel beteiligt. Der Treibstoff wurde in Fässern (Foto re.) per Hubschrauber auf den Berg geflogen; 2. Foto v.lks.: Claus Führer (r.), verstorben im Jahre 2006, mit Andi Knoll, heute Moderator auf Ö 3 und im ORF-TV; 2. Foto v.re.: Die Sendeanlage auf der Flatsch, über die vorübergehend auch "Radio M 1" auf 104,2 Mhz sendete. Später wechselte man zum etwas tiefer gelegenen Standort Zirog

Das Verhältnis zu Schwarzenstein-Betreiber Huber war allerdings schon nach kürzester Zeit verdorben. Grund sei mangelnde Zahlungsmoral der Familie Führer gewesen, so der Techniker. Nach wenigen Monaten sei die Miete für die Anlage auf dem Gletscher komplett ausgeblieben. Rückblickend bezeichnet Huber den Vertrag mit den M 1-Betreibern "als einen der größten Fehler meines Lebens". Und fügt an: "Ich hätte damals an Südtirol eins verkaufen sollen, dann hätte ich meine Ruhe gehabt."

Dass Huber der Familie Führer bei technischen Schwierigkeiten nicht mehr zur Seite stand, ist natürlich klar. Und so begingen die M 1-Betreiber im Februar 1992 denn auch einen "fatalen Fehler" (Roland Huber). Da man den Lokalsender "Radio ND 1" in Neuburg an der Donau auf 104,8 Mhz störte, wechselte man leichtfertig die Frequenz. "Das hätte man niemals tun dürfen", so Huber, "immerhin hatte ich bezüglich der 104,9 eine Vereinbarung, die mir eine langfristige Nutzung garantierte." In Deutschland reagierte man schnell: Kaum war die 104,9 für einige Wochen abgeschaltet, wurde sie vom BR belegt. Und auf der neuen M 1-Frequenz 106,7 tauchte nach kurzer Zeit ebenfalls ein Programm des Bayerischen Rundfunks auf. So wurde der Empfang plötzlich ganz erheblich beeinträchtigt, was sich in sinkender Hörerzahl und rückläufiger Werbung niederschlug. Zumindest im Raum Innsbruck war man auf 104,2 Mhz noch ungestört zu empfangen.

Man bekam aber dennoch zunehmend finanzielle Probleme, was zur Trennung von einigen Moderatoren führte. Roland Huber hatte zu diesem Zeitpunkt bereits resigniert und daher gegen einen neuen Abbruchbescheid für den Schwarzenstein-Sender auch nichts mehr unternommen.

So schlug das Schicksal unaufhaltsam zu: Die Südtiroler Behörden waren froh, dass Huber sich nicht mehr quer stellte, und versiegelten am 6. September 1993 die Sendeanlage. Es sollte das endgültige Aus für diesen Standort bedeuten, der zu diesem Zeitpunkt gerade etwas länger als zehn Jahre existiert hatte. Nur wenige Wochen später wurde mit dem Abtransport der Technik begonnen, heute erinnert auf dem Gletscher nichts mehr an den einst legendären Sender.

Die M 1-Betreiber kündigten zwar über Jahre hinweg immer wieder die Inbetriebnahme eines neuen leistungsstarken Senders für Südbayern an, Taten folgten jedoch nicht. Nach dem September 1993 sendete man auf 104,2 von der Flatsch für den Raum Innsbruck, auf 104,9 von der Kegelgasselalm für das Ahrntal in Südtirol sowie auf 96,9 von der Plose für den Raum Brixen (Ahrntal und Brixen stark übermoduliert). 1997 gab man den Standort im Ahrntal auf. Grund: M 1 benötigte den Sender für die Zirog-Alm, zu der man von der Flatsch wechselte. Auch die 96,9 war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Betrieb. 

Dass "Radio M 1" bis Mai 2003 weitersendete, war eigentlich erstaunlich. Eine Lizenz, wie sie mittlerweile für Radiostationen in Italien obligatorisch ist, hatte man nie. Und auch an die inhaltlichen Auflagen (Weltnachrichten, Lokalnachrichten) hielt sich die Station nicht. Da man jedoch ausschließlich in Nordtirol zu hören war, duldeten die italienischen Behörden die Station offensichtlich. Das Programm lief viele Jahre komplett aus dem Computer, Live-Sendungen gab es nicht mehr. Im Frühjahr 2002 verließ M 1 das Studio in Sterzing. Von nun an kam das Programm aus einem Videorecorder, der sich in einer Berghütte auf dem Zirog befand. Technische Unzulänglichkeiten sowie ein Blitzeinschlag sorgten in der Folge für teilweise wochenlange Ausfälle. Konsequenz war, dass Radio M 1 aus dem Innsbrucker Kabelnetz flog. Im Mai 2003 stellte der Sender sein Programm schließlich endgültig ein. Claus Führer verstarb in der Nacht zum 01. Juni 2006 in Innsbruck im Alter von nur 41 Jahren. Über die näheren Umstände ist nichts bekannt.

Einige Fotos auf dieser Seite wurden freundlicherweise von Jürgen Schmidt zur Verfügung gestellt (Copyright).
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Weiterführende Links:

M 1 - Programmschema 1991

Schwarzenstein-Video - Teil 1

Schwarzenstein-Video - Teil 2