Jim Sampson (Jahrgang 1948) kam Ende Juli 1972, also kurz vor den Olympischen Sommerspielen, zu AFN Munich und war bis Mitte Juli 1976 für den Sender tätig. Sampson, der ursprünglich aus Boston stammt, arbeitete viele Jahre beim Bayerischen Rundfunk, wo er der Hörfunkdirektion angehörte. Mittlerweile befindet er sich im wohlverdienten Ruhestand.

Herr Sampson, wie kamen sie zu AFN Munich?

Nach dem Besuch des College in Wisconsin musste ich zur Armee und befand mich zufällig gerade in Augsburg, als man den damaligen Frühmoderator von AFN Munich mit Drogen erwischte.  Er musste von einem Tag auf den anderen gehen, und das ausgerechnet kurz vor den Olympischen Spielen.

Man benötigte also dringend Ersatz, und da kam man auf mich. Ich hatte zwar schon auf dem College Radio gemacht, mich dort allerdings nur mit Klassik und Jazz beschäftigt. Trotzdem wurde mir damals sofort die Moderation der Frühsendung in München übertragen. Die ganze Sache war eigentlich mehr oder weniger Zufall.

Wie funktionierte es eigentlich grundsätzlich, wenn ein Soldat zu AFN wollte?
 


Ich persönlich hatte mich schon längere Zeit für AFN interessiert, aber es war zunächst keine Stelle frei. Dass ich mich dann quasi zur richtigen Zeit am richtigen Ort aufgehalten habe, war schon großer Zufall. Das ist aber sicher nicht der typische Verlauf, denn grundsätzlich lief es so: Die meisten AFN-Mitarbeiter waren Soldaten in niedrigen Dienstgraden. Wer also nach München kam, hatte einfach nur Glück, denn steuern konnte man das nicht. Armee und Luftwaffe haben entschieden, wo der jeweilige Soldat zum Einsatz kam. Das konnte man überhaupt nicht beeinflussen. Statt München hätte es genau so gut Kaiserslautern, Frankfurt oder ein ganz anderes Land sein können.

Auf vielen historischen Fotos sieht man Soldaten in Armee-Kleidung vor dem Mikrofon. War dieses Outfit Vorschrift?

Natürlich war es Vorschrift, wir haben es aber auch häufig ignoriert. Mit Neil Fontaine hatten wir ja in München die meiste Zeit einen Zivilisten als Chef. Unter ihm ging es relativ lässig zu. Wir mussten nicht die ganze Zeit in der Uniform rumlaufen. Dazwischen gab es allerdings mal zwei Jahre einen Offizier als Chef, da musste dann auch tagsüber immer Uniform getragen werden.

War der Wehrdienst beendet, gingen die meisten Moderatoren ja umgehend in die USA zurück. Was hat Sie bewogen, in München zu bleiben?

Zum einen war meine Freundin der Grund, zum anderen die Tatsache, dass ich hier sehr schnell Arbeit bekommen habe. Als ich AFN verlassen habe, konnte ich sofort als Deutschland-Korrespondent der Fachzeitschrift 'Record World' arbeiten. Einige Jahre später habe ich dann zum 'Billboard' gewechselt. Gleichzeitig war ich als Reiseführer beim Columbia Hotel tätig.

Wie kamen Sie zum Bayerischen Rundfunk?

Als Musik-Journalist war ich zu einem Termin nach Frankfurt eingeladen. Ein Kollege vom Bayerischen Rundfunk war auch dabei, nämlich Thomas Gottschalk. Er erzählte mir, er habe ein Problem mit der Moderatoren-Vertretung für seine Sendung. Die anderen DJs würden stets versuchen, ihn zu imitieren.  Er sagte zu mir: 'Jim, Du hast deinen eigenen Stil. Du würdest sicher nicht versuchen, mich zu kopieren. Könntest Du nicht ab und zu als Ersatz für mich einspringen?' Ich sagte zu, das war es.

Könnten Sie sich vorstellen, eines Tages wieder in den USA zurück zu kehren?

Nein. Ich weiß gar nicht, was ich dort arbeiten soll. Ich bin hier beim Bayerischen Rundfunk in Festanstellung. Hier kann ich Radio machen, und ich liebe dieses Medium immer noch wie am ersten Tag. Und mal davon abgesehen: Ich bin mittlerweile länger in München als ich jemals in Amerika gelebt habe. 

Glauben Sie, dass AFN auch heute noch auf so viel Zuspruch bei der deutschen Bevölkerung stoßen würde wie es früher in München der Fall war? 

Keinesfalls. Wir haben damals davon profitiert, dass die ARD in ihren Hörfunkprogrammen die jungen Menschen vernachlässigt hat.

AFN hat von Anfang an versucht, die 'Voice Of Home' zu sein. Man wollte klingen wie die Pop-Radios in den USA. Und das war ganz einfach auch populär bei der jüngeren Bevölkerung in Deutschland. Dabei mussten wir im Programm eigentlich genau diese Hörer völlig ignorieren. Wir waren schließlich ein Hörfunk-Sender, der  ausschließlich für amerikanische Soldaten gedacht war. 


Herr Sampson, vielen Dank für das ausführliche Gespräch.