Jo Lüders (re.) ging mit Radio Xanadu 1984 im Kabelpilotprojekt auf Sendung. Das Studio befand sich damals in diesem Gebäude an der Hohenzollernstraße (Mitte) in München. Später erhielt die Station Sendezeit auf der UKW-Frequenz 92,4 MHz

Radio Xanadu

Radio M 1 war im April 1984 nicht der einzige Sender im Münchner Kabelpilotprojekt, bei dem man auf alte Bekannte aus Südtiroler Zeiten traf. Jo Lüders, seinerzeit einer der engagierten Gründer von Radio Bavaria International, machte seinem Ruf als Radio-Pionier alle Ehre und war mit Radio Xanadu ebenfalls von Beginn an dabei. Gesendet wurde aus einer spartanisch eingerichteten Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung in der Hohenzollernstraße in München-Schwabing, zu hören waren auf Xanadu rund um die Uhr die größten Hits aus den deutschen, englischen und amerikanischen Charts. Zum Team der ersten Stunde gehörten neben Lüders, der natürlich fast täglich auch selbst moderierte ("Am Rohr der Jo"), Klaus Schneidereit, Fred Früh, Hardy Erlacher und Nic von Vogelstein. Auch Lüders hoffte aufgrund seines frühzeitigen Engagements im Münchner Kabelpilotprojekt auf eine attraktive Antennen-Frequenz im Jahre 1985. Bis dorthin gab es nur eine Devise: Durchhalten.

Durchhalten musste man in erster Linie finanziell. Obwohl Xanadu auf einer günstigeren Frequenz sendete als M 1 und über die Kabel-Abstrahlung einige Hörer mehr erreichte, war der Verkauf von Werbung natürlich unmöglich. Lüders probierte es vorübergehend über einen Hörer-Fan-Club mit Mitgliedsbeitrag, aber auch diese Initiative dürfte nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen sein. Immerhin war Xanadu noch mit dabei, als 1985 die terrestrischen Frequenzen vergeben wurden, aber auch Lüders sah sich wie Radio M 1 mit der unerfreulichen Splitting-Situation auf 92,4 Mhz konfrontiert. Ein knappes Jahr später musste er dann das Handtuch werfen. Lüders Sender fusionierte mit Radio 44 in der Schellingstraße, das von diesem Zeitpunkt an unter der Kennung "Xanadu" firmierte. 

Lüders gehörte auch in der Folgezeit immer wieder zu den Radio-Pionieren. Dass er häufig gerade dann, wenn sich ein neues Medium bzw. eine neue Technik durchzusetzen begann, in finanzielle Schwierigkeiten geriet, zieht sich jedoch leider wie ein roter Faden durch seine Radio-Laufbahn. Kurz nach dem Ende von Xanadu gründete er zusammen mit einem Kompagnon Deutschlands erstes Satelliten-Radio "StarSat Radio". Als der direkte Sat-Empfang endlich zu boomen begann, war kein Sponsor bzw. kein Geld mehr da, die Station musste verkauft werden. Im DAB-Pilotprojekt in Bayern startete Lüders sodann mit dem Kanal "Magic Blue", der aber ebenfalls aus finanziellen Gründen eingestellt wurde. Jo Lüders, der anschließend noch die Internet-Station "Radio Flamingo" ins Leben rief, verstarb im Jahre 2000 im Alter von 61 Jahren. 

Zurück zu Radio Xanadu und zum Werdegang der Moderatoren der ersten Stunde. Klaus Schneidereit moderierte anschließend unter anderem bei StarSat Radio. Seit einigen Jahren gehört er der Sportredaktion von B 5 Aktuell an. Fred Früh wechselte bereits im Frühjahr 1985 zu Radio Gong, Hardy Erlacher einige Monate später zum neu gegründeten Radio Charivari auf der UKW-Frequenz 95,5. Nic von Vogelstein moderierte nach seiner Xanadu-Ära unter anderem bei Radio N 1 in Nürnberg, StarSat Radio, Xanadu 93,3 Mhz, Radio Energy und schließlich bei Energy Hamburg, wo er auch als Programmchef fungierte. 


Weiterführender Link:

Xanadu-Programmschema im Pilotprojekt