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96,3 MHzDurch
die Anbietergemeinschaft "Radio Gong" und
"Radio 2000" war auf der Frequenz 96,3 Mhz vom
ersten Tag ein durchgehendes 24-Stunden-Programm ohne
Splitting zu hören. Doch auch hier kam es im August und
September 1985 zu Irrungen und Wirrungen, als vorübergehend
Radio 2day, Radio Holtzbrinck, Rundfunk Neues Europa und der
Bayerische Heimatfunk ihre Programme ausstrahlten. Allerdings
gelang es den ursprünglichen Anbietern stets nach kurzer
Zeit, das Splitting mit Rechtsmitteln rückgängig zu machen.
So blieb am Ende nur Radio Holtzbrinck übrig, das unter der
Kennung "Radio für Sie" täglich zwei Stunden
Programm auf der 96,3 bestritt, und zwar von 08.30 bis 09.30
und von 18.30 bis 19.30 Uhr.
Radio Gong 2000 bot tagsüber ein bunt gemischtes
Musikprogramm mit Schwerpunkt Pop und Soft-Rock, abends gab es
dann diverse Spezialsendungen . Ausführliche Lokalnachrichten
für München und Umgebung fehlten ebenso wenig wie
verschiedene Ratgeber- und Quiz-Programme. Dass diese häufig
an das ehemalige Radio Luxemburg erinnerten, war natürlich
kein Zufall. Über die Zwischenstation "Radio M 1"
war nämlich Walter Freiwald zu Gong 2000 gekommen, der als
Programmchef und Morning-Man (Guten Morgen München)
fungierte. Als Moderatoren brachte er von M 1 Rick Hölzl
(Funkkantine), Goofy Förster (Hits nach Zwei), Mike Carl
(Hitparade) und Andi Wenzel (Servus München) mit. Von Radio
Xanadu kam Fred Früh (Radio Bazar), als prominente Stimmen
gewann man zudem noch Anke Engelke (Schule aus - Radio an) und
den Schauspieler Bernd Herzsprung. Wellen-Chef war Helmut
Markwort ("Focus"), der vom Gong-Verlag kam, sein
Stellvertreter war Uli Baur. Unbedingt erwähnenswert ist noch
Sascha Zeus, für den Gong 2000 das Karriere-Sprungbrett
darstellte. Der Moderator wechselte von Gong zu SWF 3 nach
Baden-Baden (heute SWR 3).
Hinter dem Anbieter "Radio 2000" steckten übrigens
die Bayerischen Zeitungsverleger, darunter die vier Münchner
Tageszeitungen "Süddeutsche Zeitung",
"Abendzeitung", "Münchner Merkur" und
"tz". Merkur und tz verabschiedeten sich allerdings
zum 01. April 1986 und engagierten sich fortan bei Radio
Charivari auf der neuen Frequenz 95,5 Mhz.
Natürlich blieb aber auch die 96,3 im ersten Jahr nicht vom
Splitting-Chaos verschont. Im August 1985 sollten Radio 2day,
der Bayerische Heimatfunk (Volksmusik), Radio Intakt (später
"Charivari") und der Rundfunk Neues Europa (Kirche)
integriert werden. Doch diese Konstellation funktionierte
ebenso wenig wie das Splitting auf der 92,4 und dauerte somit
nur wenige Tage. Ende September war es dann für kurze Zeit
aber tatsächlich soweit: Die neuen Anbieter gingen auf
Sendung, lediglich Radio 2day hatte man durch Radio
Holtzbrinck ersetzt.
Folge war natürlich ein für den Hörer kaum mehr
nachvollziehbares Frequenz-Chaos. Radio Gong 2000 sendete von
05.30 bis 10.00 und 12.00 bis 18.00 Uhr. Radio Intakt und
Radio Holtzbrinck kamen im täglichen Wechsel von 10.00 bis
12.00 und 20.00 bis 23.00 Uhr zum Zuge. Volksmusik vom
Bayerischen Heimatfunk gab es von 18.00 bis 20.00 Uhr, und
nachts sendeten dann alle Anbieter (inklusive dem Kirchenradio
"Rundfunk Neues Europa") abwechselnd. Schon
nach wenigen Tagen war der Spuk aber wieder beendet, nur die
Holtzbrinck-Sendungen blieben der 96,3 erhalten. Moderiert
wurden diese Programme mit der Kennung "Radio für
Sie", die täglich von 08.30 bis 09.30 und 18.30 bis
19.30 Uhr zu hören waren, meist von Jochen Detering (Ex-M 1).
Musikalisch und inhaltlich waren sie mit dem Gong-Angebot
nahezu identisch, so dass das Splitting schon nach kurzer Zeit
kaum mehr auffiel. Bereits 1986 stellte der Holtzbrinck-Verlag
seine eigenständigen Sendungen ein, Jochen Detering
moderierte in der Folge für Gong 2000.
Radio Gong 2000 mauserte sich schnell zum Marktführer unter
den privaten Hörfunkprogrammen in München. Die Popularität
konnte man sogar noch steigern, als nach einigen Jahren
Morgen-Moderator Walter Freiwald, der zu Antenne Niedersachsen
wechselte, durch Markus Langemann ersetzt wurde. In dieser
Phase verabschiedete man sich allerdings von dem
ursprünglichen Musik-Konzept und baute den Sender sukzessive
zum Hit-Radio um. Dies brachte schließlich auch eine
Namensänderung mit sich: Aus "Radio Gong 2000"
wurde "Gong 96,3".

95,5 MHz
Durch die Inbetriebnahme einer vierten terrestrischen Frequenz
zum 01. April 1986 konnte die BLM die Splitting-Situation in
der Münchner Privatradio-Szene etwas entzerren. Von Radio
2000 (96,3 Mhz), dem Zusammenschluss der Zeitungsverleger,
verabschiedeten sich der Münchner Merkur und die tz, um sich
zukünftig bei Radio Charivari zu engagieren. Passenderweise
befinden sich die Studios dieser Station bis heute im
Pressehaus Bayerstraße, wo auch die beiden Tageszeitungen
untergebracht sind.
Als weitere Anbieter auf der 95,5 fungierten der Bayerische
Heimatfunk, Radio Intakt, die Neue Welle (Gunter Oschmann) und
M.U.T. (Musik und Technik; Conrad Electronic), die von Beginn
an ins Charivari-Programm integriert wurden. Ein Splitting gab
es aber trotzdem: Radio 2day (Peter Bertelshofer) sendete täglich
aus seinem eigenen Studio von 21.00 bis 01.00 Uhr. Charivari
95,5 setzte von Beginn an auf ausführliche lokale
Berichterstattung. Die Musik war eine Mischung aus Soft-Pop
und Schlagern. Als später Radio Arabella mit einem ähnlichen
Format auf Sendung ging, musste man sich natürlich abgrenzen.
So wandelte sich die Musikfarbe zu einem HOT-AC-Format.
Was Charivari immer auszeichnete, war eine sehr hohe
personelle Kontinuität. So gehören auch heute noch viele
Moderatoren der ersten Stunde dem Team an. Als Geschäftsführer
für das neue Projekt holte man sich 1986 vom Hessischen
Rundfunk Hans-Dieter Hillmoth (heute Radio FFH), Programmchef
war Christian Marks vom Anbieter "Radio Intakt", als
Studioleiterin fungierte Inge Seibel (später Antenne Thüringen).
Natürlich veränderten sich diese Zuständigkeiten aber im
Laufe der Jahre. Mit Charivari verbunden sind unter anderem
Namen wie Volker Stepath (heute BR), Susanne Rohrer, Bernhard
Ziegler (beide ebenfalls BR) oder Ariane Weiser, die viele
Jahre als Programmchefin fungierte. Geschäftsführer ist
heute Thomas Hagenauer. Als Programmleiter fungiert Holger
Lappe und für die Musik zeichnet Oliver Kraus verantwortlich.
Besondere Popularität erlangte Charivari übrigens in den
Neunzigern, als Tobias Ranzinger und Jutta Meinzinger die
Morningshow moderierten.
Probleme gab es natürlich in der Startphase von Charivari mit
der Splitting-Situation. Peter Bertelshofer sendete mit Radio
2day täglich vier Stunden eigenes Programm und präsentierte
hier ein Musikformat, das sich mit dem Charivari-Konzept ganz
und gar nicht vertrug. So gab es bei 2day Rock, Heavy Metal,
Funk und Soul zu hören, mit besonderer Vorliebe wählte
Bertelshofer um 21.00 Uhr einen AC/DC-Song als Opener seines
Programms aus. Radio 2day ist bis heute die Station, die in München
am häufigsten die Frequenz gewechselt hat. Vor der 95,5
feierte Bertelshofer ja schon kurze Gastspiele auf der 96,3
und der 92,4. Das Splitting mit Charivari war auch nicht von
ewiger Dauer: Es endete am 11. April 1988, als die ehemalige
Radio 1-Frequenz 89,0 wiederbelebt wurde. Charivari verfügt
seitdem über eine 24-Stunden-Frequenz.
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v.lks.: Andy Wenzel, Michael
"Goofy" Förster, Walter Freiwald, Markus Langemann,
Ju Meinzinger; das Pressehaus an der Bayerstraße, in dem sich
vom Sendestart an auch das Studio von Radio Charivari befand
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