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92,4 MHzEs
ist die Münchner Privatradio-Frequenz, auf der bis zum
heutigen Tag die meisten Anbieter-Wechsel vollzogen wurden:
die 92,4. Fast könnte man glauben, dieses Schicksal sei
bereits vorgezeichnet gewesen, als am 29. Mai 1985 vier
Stationen im Splitting auf Sendung gingen: Radio 44, Radio
Xanadu, Radio M 1 und Radio Aktiv. Der erste Sendetag verlief
gleich recht chaotisch: Als gegen 09.30 Uhr der Messton durch
ein Programm abgelöst wurde, merkte man bei Radio M 1 beinahe
20 Minuten nicht, dass man terrestrisch auf Sendung war.
Anschließend folgte dann eine Art "Eröffnungssendung",
in der das M 1-Programm vorgestellt wurde. Zwischen 11.00 und
12.00 präsentierte sich das Team von Radio Xanadu rund um Jo
Lüders, bevor um 12.00 zur offiziellen Privatradio-Startfeier
auf den Marienplatz geschaltet wurde. Um 14.00 Uhr gab es dann
weitere dreieinhalb Stunden M1 , um 17.30 Uhr startete
"Radio 44" mit seiner ersten Show über Antenne. Die
von Fred Kogel moderierte Sendung war allerdings nach
gut 45 Minuten beendet. Grund: Ein heftiges Gewitter über München
legte sämtliche Privatradios kurz nach 18.00 Uhr für über
zwei Stunden lahm. Als die Programme wieder liefen, meldete
sich auf der 92,4 erstmals das Team von Radio Aktiv. Am
zweiten Sendetag trat dann um 05.30 Uhr das erste
Programmschema auf der 92,4 in Kraft. Was von Beginn an große
Probleme bereitete, waren die häufigen Umschaltungen, da die
vier Anbieter ja zunächst aus eigenen Studios sendeten. Radio
M 1 aus der Fraunhofer Straße, Radio Xanadu aus der
Hohenzollernstraße, Radio 44 aus der Schellingstraße und
Radio Aktiv aus der Schnaderböckstraße. Häufig kam es
deswegen zu minutenlangem Programmchaos auf der 92,4.
Gesteuert wurden die Umschaltungen durch Zeitschaltuhren bei
der MPK (Münchner Pilotgesellschaft für Kabelkommunikation;
später MGK), die eigentlich exakt funktionieren sollten. Das
klappte aber nur in der Theorie. In der Praxis gab es keinen
einzigen Sendetag, an dem nicht mindestens ein Mal der
Anbieter A unerwartet weiter senden musste, da der Anbieter B
nicht aufgeschaltet wurde. Die Umschaltung erfolgte dann meist
einige Minuten später manuell durch einen MPK-Mitarbeiter,
häufig mitten im Musiktitel oder in der Moderation. Ein ganz
besonderes Erlebnis war dies für Zuhörer mit Kabelanschluss.
Da alle vier Anbieter hier zunächst weiterhin ein eigenes
24-Stunden-Programm ausstrahlten, konnte häufig während der
Umschaltprobleme eine nachfolgende Sendung erst verspätet
beginnen. Denn natürlich hatte das Programm über Antenne
absolute Priorität. Das Interesse am Kabelprogramm verpuffte
aber bei den meisten Anbietern nach kurzer Zeit. So wurde hier
außerhalb der Antennen-Sendezeiten fast nur noch
Non-Stop-Music gesendet.
Funktionierte mal alles reibungslos, dann begann der Tag auf
der 92,4 mit dem "Startschuss" von Radio 44. Jürgen
Kauer, Rainer Schauberger und Thomas Weigt wechselten sich als
Moderatoren ab. Bei Radio Aktiv kamen anschließend im
Stundenrhythmus stets mehrere Moderatoren zum Zug. Meist
begann nach 08.00 Uhr Angelo, um 09.00 folgte Peter, von 10.00
bis 11.30 Uhr saß Roger am Mischpult. Bei Xanadu wechselten
sich in allen Sendeschienen Jo Lüders, Klaus Schneidereit,
Nic von Vogelstein und Hardy Erlacher ab. Die Sendung
"Vorsicht, Musik!" von M 1 bestritten vornehmlich
Barry Klauss und Armand Presser, die täglich gesplittete
Abendschiene Benny Schnier, Armand Presser und Heinz Burghard.
Sendete ab 17.30 Uhr "Radio 44", saß Fred Kogel am
Mikrofon. Und in der Nachtschiene wurde dann noch einmal
kräftig durchgewechselt. Was im ersten Moment eher chaotisch
anmutete, funktionierte abgesehen von kleineren programmlichen
Reibungspunkten schon nach kurzer Zeit erstaunlich gut. So
ergab sich aufgrund der musikalischen Kooperation ein absolut
durchhörbares Programm, das bei den Hörern auf durchaus
positive Resonanz stieß. Nachrichten gab es übrigens von
Beginn an in den Sendungen von Radio 44 und Radio Xanadu. Die
Sache ging allerdings zunächst nur wenige Monate gut, denn
schon Mitte August 1985 sollten vier weitere Anbieter auf der
92,4 untergebracht werden.
Bei der BLM hatten sich in der Zwischenzeit zahlreiche weitere
Anbieter um eine Lizenz beworben, diese sollten nun auf die
drei Antennen-Frequenzen verteilt werden. Für die 92,4 waren
Radio C, Radio Sound-Track, Radio Brenner und die Neue Welle
(zuvor 89,0) geplant. Folge war kurzzeitig ein wirres Programm
mit teilweise dilettantischen Sendungen. Kein Wunder also,
dass sich die vier "Ur-Anbieter" zur Wehr setzen.
Radio 44 dachte kurzzeitig sogar ans Aufhören, weswegen am
13. August für mehrere Stunden ein Pfeifton auf der 92,4 zu
hören war. Tatsächlich konnte die neue Aufteilung per
Einstweiliger Verfügung gestoppt werden, so war schon bald
wieder das ursprüngliche Programmschema zu hören.
Allerdings nur bis Ende September: Diesmal diktierte die BLM
das neue Programmschema, das ähnlich klang wie Mitte August;
nur dass statt der Neuen Welle jetzt "Radio
2day" (Peter Bertelshofer) mit von der Partie war. Der
Spuk dauerte aber auch diesmal nur wenige Tage, dann waren die
vier ursprünglichen Anbieter wieder unter sich. In der Folge
entzerrte sich die Situation sogar etwas. Jo Lüders gab auf,
sein Programm fusionierte mit Radio 44, das fortan als
"Xanadu" sendete. Diese Fusion bewirkte allerdings
einige personelle Veränderungen. Das ursprüngliche
Morgen-Team von Radio 44 verabschiedete sich komplett, auch
die Xanadu-Moderatoren Jo Lüders, Klaus Schneidereit und
Hardy Erlacher verschwanden schon bald aus dem Programm.
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Einige
"Stimmen" der legendären 92,4 im Bild: (v.lks.)
Barry Klauss, Benny Schnier, Uwe Gürtler, Frank Stängle,
Bea Reszat, Britta Stölzle und Nic von Vogelstein. |
Morgens
moderierte bei Xanadu nun meist Stefan Schneider, der von
Radio C in Südtirol nach München zurück gekehrt war. Abends
wechselten sich dann Fred Kogel und Nic von Vogelstein ab.
Ernie Lange präsentierte einmal pro Woche seinen Midnight-Mix,
neu im Xanadu-Team waren außerdem Frank Behrends und Bea
Reszat. Gesendet wurde aus den Studios von Radio 44 an der
Schellingstraße 44, wo auch der TV-Sender
"Musicbox" (später Tele 5) zu Hause war.
Die Splitting-Situation hatte bis zum 1. April 1986 Bestand,
dann war jedoch eine weitere Aufteilung nicht mehr
aufzuhalten. Nun machte die BLM nämlich Nägel mit Köpfen.
Durch die Inbetriebnahme einer vierten Antennen-Frequenz zum
1. April 1986 (95,5 Mhz) konnte man die Situation
einigermaßen entzerren und somit die neuen Anbieter
endgültig verteilen. Für die 92,4 bedeutete dies die
Inbetriebnahme eines neuen Programmschemas, das nun auch Radio
Brenner, Radio Sound-Track, Radio C ("C-Connection")
und die Jazzwelle plus (Betreiber: Hans Ruland) integrierte.
Die Stationen, die über kein individuelles Studio verfügten,
sendeten allesamt aus dem MGK-Studio, das im ZDF-Gebäude in
Unterföhring untergebracht war. Sogar die Programme von Radio
M 1 kamen gute zwei Wochen "zwangsweise" von hier.
Grund: Aufgrund von Umbauarbeiten in der Fraunhofer Straße
gab es dort erhebliche technische Probleme. Nach einigen Tagen
wollte die BLM nicht mehr tatenlos zusehen: Das komplette
Studio musste von einer Fachfirma überprüft werden, M 1
wurde vorübergehend nach Unterföhring ausgelagert. Die
Moderatoren wechselten übrigens in den Jahren 1985 bis 1988
fröhlich von einer Station zur anderen, auch einige neue
Stimmen kamen natürlich hinzu.
Für Xanadu moderierten nun Stefan Schneider (später Radio C
München), Nic von Vogelstein, Frank Behrends, Bea Reszat
(später Bayern 3) und Ernie Lange (später Radio Brenner
München). Bei Radio Aktiv saß fast nur noch Angelo Buchwald
am Mikrofon, bisweilen auch noch Günni Keil. Die Sendungen
von M 1 bestritten Armand Presser, Willi Zwingmann (Radio C
Südtirol-Rückkehrer; später Xanadu) und Armin Kessler.
Benny Schnier wechselte zu Radio C München, Barry Klauss ging
zu N 1 nach Nürnberg, wo wenig später auch Heinz Burghard
auftauchte. Radio Brenner München griff auf das bewährte
Südtiroler Team zurück. Hier moderierten Bernd Kühl und
Waldemar Müller, die zuvor auch schon Radio N 1 in Nürnberg
aus der Taufe gehoben hatten. Langfristig zog sich das Duo
jedoch wieder nach Sterzing zurück.
Ersetzt wurden Kühl und Müller durch Klaus Täuber
(Ex-Brenner Südtirol), der von Montag bis Samstag zu hören
war. Am Sonntag bestritten Britta Stölzle (Ex-M 1) und
später auch Ernie Lange (Ex-Xanadu) mit seinem neuen
Mittags-Mix das Programm. Völlig neu waren die Stimmen von
Radio Sound-Track: Uwe Gürtler und Stevie Höper. Die
Sendungen von Radio C München gestaltete zunächst Benny
Schnier, später dann Stefan Schneider, der von Xanadu kam (Stefan's
C-Connection). Hinzu kamen auch noch Neppo Alexa (Ex-Radio C
Südtirol) und Frank Stängle. Letzterer kam eines Tages
unverhofft zu seiner ersten Morgen-Moderation: Wieder einmal
funktionierte die Umschaltung nicht, und Stängle, der bereits
das Nachtprogramm betreut hatte, musste bis 9 Uhr
weitermachen.
Zum nächsten großen Einschnitt auf der 92,4 kam es dann zum
11. April 1988: Radio M 1, Radio Aktiv und Radio Brenner
schlossen sich zu einer Anbietergemeinschaft zusammen, die
unter dem Namen "Radio M 1" sendete. Als weiterer
Anbieter sendete in der Folge nur noch die Jazzwelle plus auf
der Frequenz. Musikalisch dominierte von diesem Zeitpunkt an
das Programm von "Radio M 1", im Mittelpunkt stand
demnach Rock-Musik. "20 Stunden täglich Radio M 1"
- das bedeutete natürlich erneute personelle Umschichtungen,
die nachfolgend beschrieben werden sollen.
Zunächst zu den Moderatoren-Abgängen: Stefan Schneider,
Willi Zwingmann, Britta Stölzle und Nic von Vogelstein gingen
zu N 1 nach Nürnberg, wo sie zusammen mit Barry Klauss, Heinz
Burghard und Manuel Guthmann ein Rockmusik-Programm aus dem
Boden stampften. Später wurde aus diesem Sender das Hitradio
N 1, das heute noch der Marktführer unter den Privatradios in
der Frankenmetropole ist. Ernie Lange wechselte zu Radio
Hamburg, Stevie
Höper ging zum neuen Radio Xanadu auf der neuen Frequenz 93,3
Mhz. Angelo Buchwald war nun auf Radio 2day bevorzugt in der
Morgenwelle zu hören, Günni Keil auf Radio Gong. Bea Reszat
ging zu Bayern 3, wo mittlerweile auch Benny Schnier
arbeitete, Frank Behrends verschwand völlig in der
Versenkung.
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v.lks.:
Im Rückgebäude der Schellingstraße 44 befand sich das
Studio von Radio 44, das später unter dem Namen Radio
Xanadu sendete; Landauergasse in Nürnberg: Im Erdgeschoss
re. befand sich das N 1 - Studio, aus dem mehrere
Ex-92,4-Moderatoren vorübergehend sendeten; das Logo von
N 1 in Nürnberg; das Logo von Radio Aktiv
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Und
so sah das neue M 1-Programm aus, das aus den Studios in der
Fraunhofer Straße 23 gesendet wurde: Die Frühsendung
moderierte meist Uwe Gürtler, die Hotline mit Armin Kessler
schloss sich an. Mittags war Klaus Täuber zu hören, dem
Christian Angerer (Ex-Radio 1) folgte. Ab 16.00 Uhr saßen
dann Armand Presser, Frank Stängle und Neppo Alexa am
Mikrofon. Verstärkt wurde das Team durch Birgit Feldmann, die
schon zu Kabelzeiten bei M 1 moderiert hatte, Georg von
Langsdorff (heute S&L Medienproduktion GmbH), Al Munteanu
(Ex-Radio 1) und Ingo Anspach (heute Pressesprecher Flughafen
München). Als Geschäftsführerin fungierte immer noch
Maria-Theresia von Seidlein (heute S&L Medienproduktion
GmbH). Was
hoffnungsvoll begann, überdauerte jedoch nur ein halbes Jahr:
Schon zum Oktober 1988 wurde nämlich wieder abgespeckt.
Hintergrund war, dass die
Mehrheit der Anbieter, darunter neben Seidlein auch
Telefonbuch-Verleger Gunter Oschmann und Gerhard Ackermanns (Allkauf-Supermärkte,
Radio Brenner, Südtirol 1, Radio N 1, Radio W 1), mit dem
Rockmusik-Konzept nicht mehr einverstanden war; man tendierte
zu einem Schlagerradio. Als sich Maria-Theresia von Seidlein
zurück zog, war hierfür die Bahn frei. In der
Übergangsphase gestalteten Uwe Gürtler, Klaus Täuber,
Armand Presser, Frank Stängle und Georg von Langsdorff eine
Art "Notprogramm", mehrere moderierte Schienen
wurden durch Non-Stop-Music ersetzt. Armin Kessler wechselte
zu Xanadu, Al Munteanu zu FM Radio Network. Christian Angerer
moderierte später noch beim wiedergeborenen Radio M 1 in
Südtirol, wo auch Armand Presser einige Male zu hören war.
Neppo Alexa verschwand ebenso von der Bildfläche wie Birgit
Feldmann.
Die letzte M 1-Sendung wurde am Faschingsdienstag 1989
(07. Februar) ausgestrahlt, dann folgte eine Übergangsphase
mit Non-Stop-Music. Im Mai 1989 startete schließlich
"Radio Arabella", das sich die 92,4 weiterhin mit
der Jazzwelle plus teilen musste. Der Werdegang der M
1-Moderatoren der "letzten Stunde": Uwe Gürtler
(heute Bayern 1) und Klaus Täuber machten bei Arabella
weiter. Armand Presser moderierte nach einem kurzen Gastspiel
bei M 1 in Südtirol bei Radio Xanadu, wo mittlerweile auch
Frank Stängle gelandet war. Georg von Langsdorff
gründete einige Jahre später zusammen mit Maria-Theresia von
Seidlein die S&L
Medienproduktion GmbH.
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