Radio Freier Alpenfunk

SENDESTART: 1977 

SENDESCHLUSS: 1982

SITZ
:
39040 Barbian, St. Jakob 27
39042 Brixen, Bahnhofstrasse 21
 
EIGENTÜMER / INHABER: 
Walter Prader

Radio Freier Alpenfunk wurde 1977 durch das Brüderpaar Prader gegründet. Einer der Brüder hatte Elektrotechnik studiert und verfügte somit über die technische Kenntnisse, eine Radiostation zu betreiben. Untergebracht waren die Studios des Freien Alpenfunks im Dachgeschoss des elterlichen Hauses Prader in Barbian. Zunächst testeten die Gründer der Radios einen kleinen Eigenbausender, der lediglich eine Reichweite von 300 Metern besaß. Da man allerdings Spass am Radiomachen bekam, kaufte man sich Anfang 1978 eine komplette Sendeanlage und man begann unter dem Namen "Radio Dreikirchen" zu senden. 

Nach einigen Monaten mussten die Sendungen jedoch zunächst wieder eingestellt werden. Für ein Jahr war zunächst Sendepause, bevor man im Frühjahr 1979 erneut die Sendungen aufnahm. Für den Neubeginn hatte das Radio sich einen neuen Namen gegeben: Freie Welle Eisacktal. Als man unter diesem Namen zu senden begann, gab es jedoch umgehend Probleme mit Radio Eisack aus Klausen im Eisacktal, das Verwechslungen beider Sender befürchtete. Darum nannte man sich fortan Freie Welle Alpenfunk. Im Juli 1979 gab es dann erneut technische Probleme, so dass die Sendungen erneut eingestellt werden mussten.

Während dieser Zeit machte der Freie Alpenfunk dann unangenehme Erfahrungen mit einem anderen Südtiroler Radio, was in der Zukunft dazu führte, dass man mit keinem anderen Sender zusammenarbeiten wollte. Während der vorübergehenden Sendepause überließ man eine Frequenz einem anderen Sender. Als es dann nach der Wideraufnahme darum ging, die Frequenz erneut nutzen zu dürfen, wollte der andere Sender von einer Rückgabe der Frequenz nichts mehr wissen. Der Sender behielt die Frequenz einfach. Die Besitzer des Freien Alpenfunks konnten dagegen nichts unternehmen, da in Italien der Grundsatz galt, dass eine Frequenz verloren war, wenn man diese nicht weiter nutzte. Die einzige Radiostation, mit der der Freie Alpenfunk zum Ende der eigenen Sendeaktivität zusammenarbeitete, war Radio S 3 aus Brixen. Hier wurden auch einfachere Werbespots produziert, aufwendigere Spots im Studio in Bozen.

Am 25. Januar 1980 um 16.00 Uhr erfolgte dann der letzte und endgültige Sendestart als Radio Freier Alpenfunk. Am 02. Februar 1980 konnte die erste Umsetzeranlage in Betrieb genommen werden. Anfang Juni 1980 folgte dann ein weiterer Umsetzer. Insgesamt wurden zuletzt sieben Umsetzer durch den Freien Alpenfunk betrieben. Empfangen werden konnte der Sender im gesamten Eisacktal, aber auch in Bozen, dem Unterland, Überetsch, Großraum Sterzing, Pustertal, Brenner bis Innsbruck und Grödnertal. Der Wert der Studioeinrichtung im Jahr 1980 betrug umgerechnet rund 10.000 Mark Eingerichtet war das Sendestudio mit zwei eingebauten Plattenspielern, zwei eingebauten Tonbandmaschinen, zwei eingebauten Kassettenrekordern, Mischpult und Mikrofon. Ein weiterer Aufnahmeplatz mit zwei weiteren Tonbandgeräten, zwei Plattenspielern, Kassettenrekordern und Mischpult konnte für die Vorproduktion von Programmen genutzt werden. In Bozen besaß der Freie Alpenfunk ein weiteres Aufnahmestudio für Werbesendungen. Das Schallplattenarchiv umfasste rund 2000 Schallplatten und einige hundert Tonbandkassetten. Gesendet wurde von 06.00 Uhr morgens bis 23.00 Uhr abends. Es wurde viel Südtiroler Volksmusik gesendet, da diese Musik besonders beliebt war. Zwei Wunschmusikprogramme hatte man im Programm.

Politisch gesehen war der Freie Alpenfunk neutral. Die Betreiber – obwohl selbst politisch aktiv – hatten Angst, dass man sich mit einer politischen Positionierung nur Feinde schaffen würde. Der Freie Alpenfunk nutzte Sendeanlagen des Typs DB und Edeika. Die Sendeleistungen betrugen zwischen 20 Watt und 1 kW. Der Hauptumsetzer des Freien Alpenfunks stand auf dem Ritten. Vom Studio wurde das Sendesignal zum Ritten gesendet, von hier aus dann weiter zu den einzelnen Umsetzeranlagen. Als Besonderheit eines Südtiroler Radiosenders hatten die Mitarbeiter freitags ihren freien Tag. An diesem Tag liefen ausschließlich vorproduzierte Programme.

Grund für die Betreiber, den Sendebetrieb des Freien Alpenfunks wieder einzustellen, war die immer unübersichtlich werdende Lage bei den Südtiroler Radio. Die Anzahl der Radiostationen nahm stetig zu, freie Frequenzen zu finden wurde immer schwieriger. Im Jahre 1977, als der Freie Alpenfunk zu senden begann, konnte man noch mit 20 Watt Sendeleistung das Sendegebiet abdecken, später musste ein Umsetzer bereits mit mindestens 400 Watt betrieben werden. Zum Ende der Sendezeit konnte der Freie Alpenfunk nicht mehr kostendeckend arbeiten. Die Einnahmen aus der Werbung deckten nicht mehr die Kosten für Strom, Telefon, Betriebssteuern etc. Immense Kosten verursachten auch Blitzeinschläge in Umsetzeranlagen. In kurzer Zeit musste der Freie Alpenfunk drei Umsetzeranlagen ersetzen. Die Inhaber klagten auch darüber, oft keine verlässlichen Mitarbeiter zu finden. Der Schwund an Musikkassetten war wohl teilweise beträchtlich...

1981 war es so, dass der Freie Alpenfunk mehr und mehr unwirtschaftlich arbeitete. Die Verluste, die der mittlerweile alleinige Inhaber Walter Prader tragen musste, waren kaum noch auszugleichen. Sein Bruder hatte sich schon früher aus dem aktiven Geschäft des Radiosenders und seiner Teilhaberschaft an dem Radiosender zurückgezogen, da bereits zuvor deutlich wurde, dass nicht beide Brüder von dem Gewinn des Radiosenders leben konnten. Es trat dann an Walter Prader ein potenzieller Investor heran und versprach, aus dem Freien Alpenfunk eine führende Radiostation in Südtirol zu machen. Außerdem war mittelfristig auch der Einstieg in den Fernsehmarkt geplant. Aufgrund der prekären finanziellen Situation beim Freien Alpenfunk blieb Prader keine wirklich realistische andere Möglichkeit, als auf die Offerte des Investors einzugehen. Ansonsten hätte er den Sender schließen müssen. 

Prader unterschrieb dann aber verschiedene Verträge, ohne diese genau juristisch geprüft zu haben. Das Ergebnis: Prader behielt eine Beteiligung an dem Radiosender und hatte später auch für die Verluste des Senders aufzukommen. Zunächst wurde auch in einen Ausbau des Freien Alpenfunks investiert. Der Sitz und die Studios wurden nach Brixen in die Bahnhofstrasse verlegt, somit in die Nähe von Radio S 3. Nach einer Weile wurde Radio Freier Alpenfunk in Radio Television International umbenannt. RTI wurde dann nach kurzer Zeit geschlossen, sämtliche Umsetzer und Frequenzen wurden an Radio Brenner verkauft.

Reiner Palma

(Die Informationen entstammen einem Gespräch mit Walter Prader im August 2015 )